Krisen unserer Zeit
Prolog
Dies ist meine ganz persönliche Auseinandersetzung mit Krisen wie ich sie Wahr-nehme und interpretiere. Das kann aus Deiner Sicht vollkommen anders aussehen. Genau dieses Phänomen der unterschiedlichen Sichtweise hat mich dazu bewogen, mich mit Krisen auseinander zu setzen und deren Ursprung zu erforschen.
Mit diesem Blog versuche ich dir nicht Angst oder ein schlechtes Gewissen zu mache oder dir die Lust am Leben zu nehmen! Ganz im Gegenteil. Ich suche in einer interaktiven Auseinandersetzung mit Krisen mehr Verständnis zu schaffen für grössere Zusammenhänge und bestenfalls sogar Aktionen die daraus entstehen. Ich lade dich also ein, diesen Blog kritisch und proaktiv zu lesen und gegebenenfalls darauf zu reagieren.
Mein sechswöchiger Aufenthalt in Costa Rica hat verschiedenste Baustellen in meinem Leben erschüttert, in Frage gestellt und mit Erkenntnissen beschenkt. Bestärkt hat mich diese Reise einmal mehr, den Fokus auf das Wesentliche und auf kausale Verbindungen zu lenken. Das ist natürlich alles andere als einfach und schon gar nicht objektiv, soll aber vor allem authentisch und in Integrität mit mir selber sein. Ich freue mich also, wenn du in Integrität mit dir diesen Blog liesst und darauf reagierst.
Woran leidet die Menschheit?
… leiden ist wohl viel zu milde ausgedrückt. Vieles was heute in der Welt passiert, berührt mich existenziell, bedroht, verunsichert, beängstigt oder lähmt mich. Bei der Frage nach substanziellen Krisen habe ich unterlassen diese zu gewichten. Was ich suche sind Kausalitäten (Ursachen und Wirkungen) und Querverbindungen zwischen Krisen, die zu mehr Verständnis und zu konkreten Handlungen führen können.
Die Klimakriese – ist wie so vieles durch die Coronakrise, und nun durch den Ukraine-Krieg in den Hintergrund verdrängt worden, wohl zu Unrecht, aber das könnte in einem grösseren Zusammenhang aus der Sicht einzelner Interessengruppen durchaus Sinn machen …
Der Hunger – gleich wie das Klima ist er aus dem Fokus der Medien gefallen. Entspricht das der Bedeutung der Krise oder werden wir da einseitig informiert?
Wasser – global gesehen verlagern sich die Wasservorkommen radikal, was zu unbeschreiblicher Not und Flüchtlingsströmen führen wird. Erkennen wir in dieser Krise die Bedeutung für uns alle?
Umweltverschmutzung – auf Reisen, abseits von Touristenströmen entdecke ich immer wieder verheerende und schockierende Fussabdrücke des Menschen. Dabei sehe ich vermutlich nur einen Bruchteil der Vernichtung unserer Lebensräume.
Coronakrise – unbestritten die weltweit grösste Krise unserer Zeit, wenn auch Ursachen, Zusammenhänge und Konsequenzen widersprüchlich und hoch komplex sind. Bringen wir als Gesellschaft den Mut auf, die letzten zwei Jahre seriös und unvoreingenommen aufzuarbeiten?
Wirtschaftskrisen – scheinen zyklisch, immer wieder zu erscheinen und in den Hintergrund zu treten. Nach welchem Algorithmus entstehen sie? Werden sie gemacht oder sind sie Schicksal?
Kriege und politische Unruhen – schwer zu durchschauen, was Kriege auslöst und was sie bezwecken. Immer mehr Zusammenhänge und Nutzniesser werden von Historikern und freien Publizisten aufgedeckt.
Ukraine-Krieg – ein Krieg vor unserer Haustür, da können wir nicht mehr einfach wegschauen. Gut, wenn es so klar ist wer der Böse und wer die Guten sind. Ist das so klar? Wie ist dieser Krieg eigentlich entstanden und wer hat alles daran gearbeitet, wer zieht Nutzen daraus?
Flüchtlingskrisen – gab es während Corona keine mehr. War das wirklich so? Und jetzt im Ukraine-Krieg, eine Gelegenheit unsere Menschlichkeit und Mitgefühl zum Ausdruck zu bringen. Welche Rolle spielt da unser Gewissen, wenn wir mit der einen Hand Brot verteilen und mit der andern Waffen verkaufen? Wie viel Lügen sind heute politisch erlaubt?
Gleichberechtigung – ist vielleicht keine Krise, sicher aber ein latentes Mienen- und Kriegsfeld. Auch hier die kritische Frage: wem nützt dieser ständige Kampf, diese unselige Trennung?
Überbevölkerung – für diese Krise bietet eine andere, nämlich Corona offensichtlich eine «willkommene» Antwort.
These
Wenn all diese Krisen etwas Wesentliches gemeinsam hätten, etwas das gar nicht so unberechenbar und kompliziert wäre wie z.B. das Finden eines wirksamen und unschädlichen Impfstoffes oder eine Lösung des globalen Klimawandels. Wenn all diese Krisen nicht eigenständige Geschichten und Ursachen hätten, sondern alle dem gleichen Narrativ dienen würden. Könnte es dann auch sein, dass eine Erkenntnis und eine konsequente Umsetzung derselben für alle Krisen einen grundlegenden Wandel bewirken würden? Vielleicht könnten viele Umwege wie Priorisierung von Mitteln, Suche nach Schuldigen, Symptombekämpfungen usw. ersatzlos gestrichen werden.
So stelle ich hier mal eine These auf, die keinen Anspruch auf wissenschaftliche Evidenz hat und auch kein Urteil über menschliches Verhalten bedeutet. Bestenfalls versuche ich, wie im Prolog verfasst, Ursachen und Wirkungen in Beziehung zu bringen und durch die persönliche und kollektive Auseinandersetzung damit zu individuellen Antworten zu kommen.
Ein möglicher Diskurs über diesem Blog, soll also keinesfalls den Anspruch verfolgen, Recht zu haben oder andere von der eigenen These zu überzeugen. Das Fragen und das Teilen generiert aus meiner Erfahrung eine wertvolle Erweiterung der eigenen Sicht. Wir erschliessen so eine kollektive Intelligenz die namentlich in der integralen Theorie von Vordenkern wie Sri Aurobindo, Jean Gebser, Ken Wilber, Charles Eisenstein und andern zeitgenössischen Philosophen und Lehrern beschrieben wird.
Eine Ursachen
In der Entwicklung der Menschheit war das Patriarchat ein natürlicher evolutionärer Schritt, der geschlechtstypische und wohl auch geschichtlich und kulturell geprägte männliche Eigenschaften zu einer von Männern dominierten Epoche der Menschheit geführt hat. Diese Epoche hat sehr lange gedauert und verhärtete sich von einer evolutionären Entwicklungsstufe hin zu einem selbstgerechten, um jeden Preis zu erhaltenden pathologischen Zustand. Pathologisch weil die Dominanz männlichen Denkens, Fühlens und Handelns (natürlich hier stereotypisch reduziert) begann, alle Bereiche des Lebens wie Bildung, Gesundheit, Ernährung, Soziales, Politik, Ethik und Werte zu bestimmen und oft lebensfeindlich zu verändern.
Wirkungen
Es entstand ein massives Ungleichgewicht zwischen materiellen und immateriellen Werten, zwischen Leistung und Musse, Wirtschaft und Kunst, Strategie und Intuition, Macht und Empathie, Wissen und Weisheit usw. Dies führte zur Ausbeutung natürlicher, tierischer, pflanzlicher und menschlicher Ressourcen. Mehr war besser, egal was es kostete.
Um das Paradigma einer vom Männlichen regierten Welt aufrecht zu erhalten, musste die inhärente Sehnsucht eines jeden Menschen, in Beziehung mit dem Leben zu sein, sich selbstverantwortlich weiterzuentwickeln, Teil eines grösseren Ganzen zu sein, langsam ausgelöscht werden. Viele Männer (und natürlich auch Frauen mit männlicher Sozialisierung) in mächtigen Positionen sind sich der Zusammenhänge ihres ausbeuterischen, lebensfeindlichen Verhaltens nicht Bewusst. Viele Menschen ohne wirklich böse Absicht folgen dem antrainierten Narrativ.
Mögliche Entwicklungen
Wenn Krisen nicht mehr als göttliche Strafe oder von Schuldigen und Bösen verursacht – sondern als Teil grösserer Zusammenhänge an denen wir alle beteiligt sind, erkannt werden, entsteht Beziehung zur Krise. Sobald ich mit etwas oder jemandem in Beziehung stehe, bin ich emotional betroffen und kann das was geschieht nicht mehr rational von mir weisen. Automatisch suche ich nach Möglichkeiten einen förderlichen Beitrag gegen die Krise zu leisten, etwas das in meiner Macht steht. Ganz viel Energie, Schuldige zu finden und zu verurteilen würde für kreative Lösungen investiert. Die Lust auf Lebens-, Gesundheits- und Beziehungsförderliche Aktivitäten würde wachsen, vielleicht würde sogar ein spielerischer Wettbewerb darin entstehen. Stell dir vor ……… wie sich die Bildung, die Medizin, die Wirtschaft, die Politik, die ganze Welt verändern würde?
Schlussfolgerungen
Wie können wir Menschen, speziell wir Männer einen co-kreativen Beitrag zur Entwicklung der Erde leisten. Ich bin überzeugt, dass wir Männer mehr können als einen oft zerstörerischen menschlichen Fussabdruck auf der Erde zu hinterlassen. Um dieses Potential zu erschliessen sind wir gefordert unser Betriebssystem upzugraden. Was heisst das? Einstein sagt, wir können die Probleme nicht mit dem gleichen Denken lösen, mit dem wir sie geschaffen haben. Einige Konsequenzen aus meiner persönlichen Praxis:
- Kooperation statt Konkurrenz
- das Kollektiv weiss mehr als die Summe der Individuen
- aussteigen aus begrenztem Denken (expend the box)
- Urteile und Wertungen bringen mich nicht weiter
- «gwunderig» sein, Neugier auf die Wunder des Lebens
- Integration statt Ausgrenzung
- Erfolg ist, wenn die Gemeinschaft einen Mehrwert erzielt (Gemeinwohl)
- die Folgen der Entscheidungen von heute auf 7 Generationen hinaus überprüfen
- ehre alles Leben – daraus folgt, ehre das Weibliche, den aus ihr entspringt das Leben
- Schütze die Kinder – denn sie sind unsere Zukunft
Deine Gedanken | Fragen | Erkenntnisse | Thesen
Beteilige dich an diesem Forschungsraum und lass uns die kollektive Weisheit teilen.
Viel Freude und Verbundenheit
Pablo
Lieber Pablo
Vielen Dank für deine wertvollen Anregungen.
Meine einfache Antwort hat Franz Ruppert in seinem Buchtitel „Wer bin ich in einer traumatisierten Gesellschaft?“ teilweise benannt: unsere Menschheitsgeschichte der letzten Jahrhunderte ist derart überfrachtet mit Traumata, die unbedingt verarbeitet und integriert werden müssten auf einer individuellen wie gesellschaftlichen Ebene. Erst wenn wir mit uns selber verbunden sind, können wir beginnen im Aussen Impulse zu setzen.
Daniele Ganser hat mal gesagt: „Erst wenn wir uns selber befriedet haben, können wir im Aussen Frieden entstehen lassen“. Deiner Aussage betreffend kollektiver Intelligenz stehe ich im Moment etwas kritisch gegenüber – vielleicht bin ich aber einfach grad zu pessimistisch in der Hinsicht. Die Erfahrungen der Corona-Zeit sitzen mir noch in den Knochen …
Zum Schluss ein wunderbarer Hinweis: im Buch „Anfänge“ von David Graeber und David Wengrow finden sich viele Beispiele, wie wir in der Menschheitsgeschichte frei und friedlich zusammengelebt haben – trotz schwierigen Zeiten mit grausamen Kriegen oder anderen Katastrophen. Das finde ich ein optimistisches Zeichen in diesen heraus- und manchmal überfordernden Umständen.
Herzlichst
Arlette
Vielen Dank liebe Arlette
für Deine erweiternden Gedanken und Anregungen.
Zur kollektiven Intelligenz habe ich im Blog „Freiheit die ich meine“ geschrieben: Der kollektiven Intelligenz sind wir uns meistens nicht bewusst, erkennen sie aber sobald wir in Gruppen oder im Kreis arbeiten, indem Lösungen und weise Entscheidungen viel schneller gefunden werden als wenn einzelne Menschen darüber sinnieren.
Eine Werkzeug welches garantiert zu weisen Entscheidungen führt, gibt es natürlich nicht. Was wir von indigenen Völkern lernen und meine persönlichen Erfahrungen mit Gruppenintelligenz haben mich jedoch vom dessen Potential überzeugt. Ich lade ein, damit zu experimentieren und individuelles Forschen an einem Thema mit kollektivem Forschen am gleichen Thema zu vergleichen. So wirst du eigene Erfahrungen damit machen.
Vöu Grüess Pablo
Bei einem lokalen bekannten Radiosender im Kanton Luzern, den ich gelegentlich auch im Aargau höre (der DAB Technik sei Dank 😉 ) können ständig irgendwelche Gutscheine gewonnen werden. Kurse zur Selbstreflexion, Tantra, Zeitgutscheine um in der Natur sein zu dürfen….
Nein Quatsch , es geht immer nur um schnöden Konsum materieller Dinge in irgendeinem Einkaufstempel der jeweiligen Region. Es ist natürlich alles völlig austauschbar. Will sagen , in Zürich oder Bern oder im benachbarten Ausland hört sich das nicht anders an.
Ich komme drauf, weil ich heute morgen gerade Radio höre. In einem Nachrichtenbeitrag desselben Senders wird davon berichtet, dass bei einem bekannten Schweizer online- Grossverteiler immer mehr Mitarbeitende ein sog. „burn out“ bekommen und der eine oder andere offensichtlich bei der Arbeit schon kollabiert ist.
Eines der Ziele des Unternehmens: bis 19.00h des Tages online eingegangene Bestellungen werden so bearbeitet, dass die Ware am nächsten Tag beim Kunden – also bei UNS ist.
Also: der PROZESS muss bei uns beginnen- nicht beim online Händler.
Sinngemäss müssen wir die vielen „Putins“ in uns finden. Nur auf „den einen“ zu zeigen, ist zwar gerade angebracht aber zu banal, meine ich.
Was „online Handel“ mit „Putin“ zu tun hat, möge jeder für sich herausfinden…
Lieber Pablo, vielen Dank für Deine Überlegungen. Eine mögliche Antwort von vielen ist, dass wir (Männer) uns- in langer, langer Arbeit MITEINANDER – versuchen sollen , besser zu „erkennen“.
Ich stehe da erst am Anfang . Aber jedes gemeinsam erlebte Zusammensein mit anderen Männern – am Feuer z.B. oder auch ohne- in dem WIR aus den Normen unseres Umgangs ausbrechen und NEUES definieren, ist ein kleiner Zugewinn für die Welt.
Das ist tausendmal wichtiger wie das Eintreffen eines Paketes am Folgetag (und die bessere Positionierung des Händlers gegenüber den Mitbewerbern bei konsekutiver Gewinnmaximierung).
Herzlich
Klaus Vetter
Hallo lieber Klaus
da bin ich ganz bei dir. Mit Stammtischrhetorik gegen die „Bösen“ dieser Welt wettern macht die Welt nicht besser – meinen Anteil an den Krisen erkennen und bei mir etwas ändern jedoch schon. Um mich und meine Beteiligung an Missständen herauszufinden, brauche ich einen Resonanzkörper. Bestenfalls sind dies wache Menschen, die sich auf eine aufrichtige Begegnung und Erforschung unseres SEINS und TUNS einlassen. Erlebt habe ich solche heilsamen Begegnungen in Männerkreisen oder in Workshops, wo es mehr um den gemeinsamen Prozess geht als um kluge RatSchläge.
Auf solche Begegnungen freue ich mich, immer wieder
Pablo