Frei ist, wer
auch in schweren Zeiten in Verbindung bleibt, zuallererst mit sich selber, seinem Körper, seinen Gefühlen, seinen Gedanken, vor allem aber mit seinem Herzen. Dies ist die Voraussetzung um authentisch mit andern Wesen in Verbindung zu treten.
Frei ist, wer auch allein sein kann, wer sich selber genügt und wessen Glück und Handlungsfähigkeit nicht von andern abhängt. 

In einer Zeit individuellen Wandels, regionaler Neuorientierung und globaler Krisen ist Freiheit ein unendlich kostbares und erstrebenswertes Gut. Die letzten Wochen und Monate durfte ich mein persönliches, berufliches und politisches Engagement grundlegend überdenken und vieles neu erfinden. Ich bin überzeugt, dass «der Wandel» unaufhaltsam ist und dass es keinen Weg zurück gibt. Wohin sich dieser Wandel bewegt, bestimmen wir, die Gesellschaft, die grosse Masse der Menschheit. Auch wenn wir oft das Gefühl haben, wir werden von «Oben» bestimmt, ist dies nur ein Teil der Wahrheit. Entscheidend ist und bleibt, ob wir frei denken, uns eine eigene Meinung bilden, eigene Standpunkte einnehmen, Mitentscheiden und unabhängig handeln. Dies ist schwierig, da wir über die Massenmedien und über unsere politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsträger sehr einseitig informiert werden. Wir kommen nicht darum herum, uns ein eigenes Bild zu machen, alternative Informationsquellen zu erschliessen, uns gegenseitig zu vernetzen und bei möglichen Repressionen zu unterstützen.

Macht und Ohnmacht
Macht bezeichnet die Fähigkeit einer Person oder Gruppe, auf das Denken und Verhalten einzelner Personen, sozialer Gruppen oder Bevölkerungsteile so einzuwirken, dass diese sich ihren Ansichten oder Wünschen unterordnen und entsprechend verhalten. Sollte diese förderlich für die Gemeinschaft wirken, gehen ihr freie und bewusste Entscheidungen voraus. Wie kommen wir zu unabhängigen Entscheidungen, im Wissen dass wir alle massiv geprägt sind durch unsere Herkunft, Kultur und familiäre Konditionierung? Ein wahrlich ambitiöses Bestreben. Nach meiner Erfahrung gibt es kein Rezept und keinen Lehrpfad für unabhängiges Bewusstsein. Geholfen hat mir immer wieder die Verbindung mit authentischen Gemeinschaften, in kleinen und grösseren Kreisen, wo wir uns gegenseitig zumuten, spiegeln und voneinander lernen, einander herausfordern und aneinander Wachsen. Entscheidungen werden wesentlich intelligenter, wenn wir mindestens 5 Intelligenzen zu Rate ziehen:

  1. Der physische Körper sendet Signale und Symptome bevor der Verstand Gefahr oder Unstimmigkeiten erkennt
  2. Der mentale Körper denkt, analysiert, rechnet und versteht
  3. Der emotionale Körper fühlt und gibt uns unbestechliche Hinweise in wichtigen Fragen und Entscheidungen
  4. Die Herz-Intuition ist die wohl am höchsten entwickelte Intelligenz des Menschen – und gleichzeitig das grösste Mysterium
  5. Der kollektiven Intelligenz sind wir uns meistens nicht bewusst, erkennen sie aber sobald wir in Gruppen oder im Kreis arbeiten, indem Lösungen und weise Entscheidungen viel schneller gefunden werden als wenn einzelne Menschen darüber sinnieren.

Ohnmacht ist das Gefühl von Hilflosigkeit und mangelnden Einflussmöglichkeiten im Verhältnis zu den eigenen Wünschen. Sie kann individuell und kollektiv wahrgenommen werden und entsteht oft, wenn Menschen ihre Macht abtrete, im guten Glauben, dass andere es besser wissen und können als sie selber. Werden wir uns der selbst kreierten Ohnmacht bewusst, löst sich diese oft sehr schnell auf, da wir für bewusste und unbewusste Entscheidungen die volle Verantwortung übernehmen. Dies führt zu Selbstermächtigung und zu ganz viel Freiheit.

Ent-Scheidungen – von Freiheit und Un-Freiheit
Die letzten Wochen durfte ich grundlegende Entscheidungen treffen.
Mein Engagement in Vereinen und Institutionen erscheint mir heute wenig sinnvoll. Wesentlich wirkungsvoller scheint mir die Beteiligung an Projekten, möglichst regional verankert und basisdemokratisch geführt. Das ist zwar anspruchsvoll, aber nachhaltig wenn die Entwicklungsprozesse die in jeder Organisation ablaufen bewusst durchschritten werden. Scott Peck hat diese Prozesse in 4 Phasen beschrieben,

  1. Verliebtheit, hier herrscht viel Toleranz für Fehler und Schwächen, die Beziehung bleibt aber eher oberflächlich.
  2. Chaos, hier fängt die Gruppe an sich zu differenzieren, Grenzen zu setzen und zu überschreiten. Es entsteht Streit und möglicherweise Trennung.
  3. Leere, nach viel Kampf und Reibung stellt sich oft eine peinliche Leere ein, welche (wenn sie ausgehalten wird) oft neue Erkenntnisse und Möglichkeiten hervor bringt.
  4. Authentisches oder wahres Sein ist die Phase der kleinen und grossen Erleuchtungen. Hier erkennen wir Zusammenhänge und Stolpersteine und Lösungen sind auf einmal ganz einfach.

Beim Durchlaufen dieser Phasen kommt jede/r beteiligte dieser Organisation in Kontakt mit den eigenen lichtvollen und schattigen Anteilen. Wir erleben dies in jeder grossen und kleinen Organisation. So fangen ab einem gewissen Zeitpunkt (meist Entscheidungsträger) an, ihre eigenen Ideale zu verleugnen und sich in korrupte, geld- und machthungrige Monster zu verwandeln. Oft nicht vorsätzlich oder aus bösem Willen, dennoch in einer erschreckenden Zuverlässigkeit.
So geschehen bei den Freunden der Verfassung. Wer mich kennt, weiss, dass ich mich seit Beginn der Coronakrise für Transparenz bei politischen Entscheidungen, Evidenz in der wissenschaftlichen Begleitung und Rechtsstaatlichkeit bei der Wahl der Massnahmen zum Schutz der Bevölkerung eingesetzt habe. Die Gründung der Verfassungsfreunde (ich war Gründungsmitglied) war ein wichtiger Schritt in diesem Prozess. Die politische Macht, die dieser Verein innert kürzester Zeit entwickelt hat ist beeindruckend (zwei Referenden gegen das Covid Gesetz eingereicht, das eine in der Rekordzeit von weniger als drei Wochen). Um so enttäuschender war dann die absolute Unfähigkeit des bisher so souverän arbeitenden Vorstandes, einen heftigen Konflikt (Chaosphase) nicht intern aufarbeiten und lösen zu können. Die Vorschläge der Arbeitsgruppe Statutenänderung (in der ich mitarbeiten durfte), durch Mediation und einsetzten eines Interim-Vorstandes zur Aufarbeitung des Konfliktes und zur Einführung der neuen Statuten wurden vom operativ tätigen Teil des Vorstandes und der Geschäftsleitung abgelehnt. Der Streit wurde an die Öffentlichkeit getragen und der Vorstand entschied sich für Neuwahlen.

Erneut erhitzten sich die Gemüter über das fragwürdige Wahlprozedere, welches eine demokratische Wahl erschwerte. Je unverbundener der Vorstand agierte, desto klarer wuchs in unserer Arbeitsgruppe die Überzeugung, eine eigene, unabhängige Liste für die Vorstandswahl aufzustellen.
Der Wahlkampf war geprägt von gegenseitigen Beschuldigungen und wüsten Auseinandersetzungen. Unser Engagement im Verein transparente Kommunikation zu fördern und eine basisdemokratische Entscheidungs- und Konfliktlösungskultur einzuführen, ist uns Leider nicht gelungen. Die fehlende Bereitschaft zur Kooperation und zu fairen Wahlen, sowie Nachrichten von erheblichen Unstimmigkeiten in den Finanzflüssen, haben uns (Liste 1) dazu bewogen, eine mögliche Wahl nicht anzunehmen und einen neuen Verein zu gründen (VerfassungsBündnis Schweiz). Dieser Beschluss wurde im Konsens getroffen und 5 der Kandidat*innen der Liste 1 stellten sich für den Vorstand des Verfassungsbündnisses zur Verfügung.

Mich persönlich haben die Ereignisse so erschüttert, dass mein Vertrauen in Institutionen wie Vereine und in die Fähigkeit von uns Menschen, trotz gutem Willen über unseren eigenen Schatten zu springen auf ein kleines Häufchen zusammengeschrumpft war. Tolle Organisationen wie die Freunde der Verfassung verhielten sich plötzlich genau wie unsere Regierung, die wir doch eigentlich verändern wollten.
Es liegt mir sehr am Herzen, das wir etwas lernen durch solche Erfahrungen. Lernen zu unterscheiden was persönliche Interessen, Geschichten und Traumas sind und wo wir im Dienst von etwas Grösserem stehen. Durch Kreiskultur und basisdemokratische Prozesse können uns dabei helfen.

Meine Unterstützung in Zukunft wird also nicht Vorstands- oder Vereinsarbeit sein, sondern Prozessbegleitung in schwierigen Ent-Scheidungen, Konflikten und Wandlungsprozessen. Diese Arbeit sowie gemeinschaftsbildende Workshops sind mein Angebot an Vereine und Organisationen. Ich bin überzeugt, dass die dadurch stattfindende Persönlichkeitsentwicklung zu einem Fundament für den gesellschaftlichen Wandel werden kann. Gefässe wie z.B. die Graswurzle.ch, private Schulen, landwirtschaftliche Kooperationen, Hofläde, Gemeinschaftsprojekte, Kulturförderung und vieles mehr, die sich weniger um die Organisation als um das gemeinsame Wirken kümmern, sind dabei wegweisende Akupunkturpunkte für mich.

In solchen Projekten oder Angeboten freue ich mich, Dich wiederzusehen, gemeinsam das Leben zu feiern und am Wandel unserer Gesellschaft mit zu arbeiten.