Politisch interessiert war ich schon immer und eine „grosse Röhre führen“ konnte ich auch. Aber aktiv in einem Amt zu politisieren war nie mein Ding – bis ich 2019 von der Integralen Politik Zürich angefragt wurde, für den Nationalrat zu kandidieren. Das hat vieles verändert und einiges auf den Kopf gestellt. In meiner Reaktion auf Corona wird meine politische Neugeburt sicht- und spürbar.
Plötzlich sollte und wollte ich zu aktuellen Themen mehr wissen, Stellung beziehen und Einfluss nehmen. Wenn ich mich vorher eher Lustig darüber machte, was „die in Bern“ alles zu bereden hätten, ja, vor allem Reden und kaum was Tun. Wie ich mich über all die „unlogischen“ Entscheide geärgert, darüber geschimpft und mich dabei sehr ohnmächtig gefühlt hatte. Das war plötzlich ganz anders. Obwohl nie viel mehr als ein Achtungserfolg bei den Wahlen in Reichweite schien, konnte ich mir vorstellen, wie ich integrale Politik nach Bern bringen würde. In meiner Fantasie fand ich mich mal in provokativen, mal in verspielten aber auch tiefschürfenden Debatten mit gestandenen Politiker_innen, vor allem aber Politikern. In der Männerpolitik sehe ich das grösste Entwicklungspotential.
Nach den Wahlen im November 2019 wurde es ruhiger. Zeit zum Reflektieren: „was ist es denn wirklich, was mich reizt – und vor allem was ist es, wo ich einen substanziellen Beitrag leisten kann.“ Das Wahlspiel zeigte deutlich die Stärken und Schwächen der Integralen Politik Schweiz. Hier kann ich meine Erfahrung einbringen, Potentiale erkennen mit Motivation und Schattenarbeit, strategisch fokussieren und Klarheit in der Ausrichtung anstreben. So hat sich die politische Arbeit mehr nach innen gerichtet.
Corona war dann der zweite Paukenschlag, der mich aus meiner Teilnahmslosigkeit heraus katapultierte. Ich war so erschüttert, wie einmal mehr, aus einem absolut natürlichen Erreger, der wie die meisten andern Vieren zu unserem Leben gehört, ein Schreckensgespenst gemacht wurde, das es mit allen Mitteln zu bekämpfen und zu besiegen galt. Auf einmal herrschte Krieg und ich verstand nicht warum. Nach den eindrücklichen Erfahrungen der letzten Jahre mit AIDS, BSE, SARS, Vogelgrippe (H5N1), Schweinegrippe und nun Corona hätte ich mir ein professionelleres Vorgehen der Wissenschaft und der Politik gewünscht. Einmal mehr wurden Horrorszenarien mit Millionen von Toten prognostiziert, die dann still und heimlich ins Schweigen entkamen und im Grundton von „Glück gehabt“ ganz untergingen. Corona spielte da von Anfang an in einer andern Liga mit gigantischen Kollateralschäden. Noch nie in der Menschheitsgeschichte gab es eine vergleichsweise homogene Reaktion auf die vermeintliche Bedrohung durch COVID 19. Obwohl alle Zahlen die Prognostiker Lügen strafen, schafft Corona es, die ganze Welt still zu legen. Das ist der saisonalen Grippe nie gelungen, obwohl mehr Menschen davon infiziert, erkrankt und daran gestorben sind.
Bei mir hat das eine Wut ausgelöst und auch eine Angst: „was wird hier mit uns gespielt?“ Obwohl ich auch nicht sagen konnte, wie sich das Virus entwickeln würde, sagte mir mein Bauchgefühl, das hier ganz viel Fragen offen waren. In einer schlaflosen Nacht erwachte der Plan, die demokratischen Möglichkeiten der Schweiz zu nutzen und zu versuchen politisch Einfluss zu nehmen. Die Petition war geboren. Es folgten Formulierungen, Vergleichen, Korrektur lesen, alles in einem Tag und schon war die Petition online. Bereits nach zwei Tagen hatten 1’000, nach 4 Tagen 5’000 Menschen unterschrieben. Ich war begeistert. Was danach kam war Knochenarbeit. Ich hatte die Folgen total unterschätzt. Hunderte von e-Mails wollten gelesen und beantwortet sein, fast so viele Links zu noch mehr Videos und Berichten. Ich musste mich neu ausrichten und einiges weglassen. Wesentlich war und ist für mich die Wirksamkeit der Petition. So kamen Offene Briefe an die Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga dazu, dann immer mehr Netzwerke mit gleichgesinnten Menschen (was natürlich die Mail-flut nochmals potenzierte) und schliesslich die Mahnwachen.
Heute kann ich sagen, dass sich der Aufwand lohnt. Ich habe unglaublich viel gelernt und bin stolz auf tausende von Schweizer_innen, die für unsere Grundrechte, eine glaubwürdige und transparente Kommunikation, eine evidente, unabhängige Datenerfassung und Auswertung auf die Strasse gehen. Trotz wachsender Repression durch die Polizei wächst der Widerstand gegen die unverhältnismässigen Beschlüsse, die Einschränkungen der politischen und sozialen Grundrechte und die unglaubwürdige, einseitige Berichterstattung durch die offiziellen Medien des Landes. Dabei sind die vielen hundert Mails von dankbaren Unterzeichner_innen eine grosse Motivation und Freude.
Erstaunt hat mich immer wieder, wie gutgläubig der Grossteil der Bevölkerung ist, obwohl die Zahlen die heraufbeschworene Gefahr eindeutig widerlegen. Für mich wird deutlich erkennbar, dass unser System sehr anfällig ist, auf komplexe Herausforderungen und auf diese eher irrational und mit tief verwurzelten Glaubenssätzen reagiert. Die Fähigkeiten, über die eigene Vorstellung hinaus mit Fachleuten zusammenzuarbeiten, mögliche Fehler einzugestehen, nicht der eigenen Position, sondern der Sache dienend, vermisse ich grossmehrheitlich. So ist es auch schwer, in einen konstruktiven Dialog zu treten, da ein möglicher Irrtum oder Fehler für den Politiker bereits existenzbedrohend sein kann. In solchen Krisen öffnet die Integrale Politik ein innovatives Tor für einen Kulturwandel in der Politik, der Wissenschaft und der Wirtschaft. Sinnvolle Kooperationen einzugehen und integrale Entscheidungen (mit Bauch, Herz und Verstand) zu treffen, sind dann plötzlich möglich. Auf komplexen Herausforderungen nicht mit alten, begrenzenden Konzepten zu reagieren, sondern durch die Integralisierungsmethode (siehe Link) holistische und nachhaltige Lösungen zu finden, ist ein Bedürfnis (und eine Not-Wendigkeit) der heutigen Zeit.
Eine grosse Chance für den Wandel sehe ich durch die kollektive Betroffenheit durch das EINE Thema auf der ganzen Welt. Die Verbindung die dadurch entsteht, kann einen sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Gesellschaftswandel möglich machen, von dem wir vor der Krise nicht zu träumen gewagt hätten. Dafür setze ich mich ein, nicht um Fehler zu suchen, sondern die Möglichkeiten zu erkennen.
Wie Winston Churchill mal gesagt haben soll: „Don’t waste a good crisis!“ „Verschwende nie eine gute Krise!“
In diesem Sinne – frohes Politisieren für eine bessere Welt. Ich freue mich auf Deine Meinung.
Pablo Hess
Danke für deinen Beitrag und deine Gedanken lieber Pablo.
Dich würde ich sofort nach Bern wählen.
Hoffentlich kommt die Gelegenheit dazu bald wieder…..:-)
Herzlich:
Kilian Keruna
Danke Pablo für deine starken und ehrlichen Worte! Sie sprechen mir aus dem Herzen!
Mit solchen Politikern sieht die Welt anders aus!
Meine Unterstützung hast du! Ich hoffe, die Integrale Politik ist am wachsen und Raum einnehmen!
Viel Erfolg auf deinem Herzensweg
Mirjam
Vielen Dank Mirjam
es tut gut zu sehen und zu lesen, dass überall innovative Projekte entstehen. Der Wandel kommt vom Boden her (Bürgerbewegungen, Graswurzle). Auch die IP ist sich am neu „erfinden“.
Vöu Grüess
Pablo